Neues Erinnern – alte Geschichte(n). Umbruch und Kontinuität in Gedenkstätten und Erinnerungsorten

Vom 18. bis 20. November 2022 findet in Lübeck die zweite gemeinsame Gedenkstättentagung der Länder Mecklenburg-Vorpommern und

Schleswig-Holstein statt.

Lesedauer: 4 Minuten
Vorderansicht der Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup, Im Hintergrund längliches Gebäude auf einer grünen Wiese. Im Vordergrund mittig Informationstafel, links daneben Trabbi.

Gedenken und Erinnern an deutsche Zeitgeschichte sind auf vielen Ebenen in Bewegung geraten ...

Besonders die Debatte um die Zukunft der Erinnerungskultur bewegt viele Menschen. Meist geht es dabei um zeitgemäße, antirituelle und auf junge Menschen konzentrierte Formen der Vergegenwärtigung der NS-Verbrechen und des SED-Unrechts. Aber auch die historische Forschung und der gesellschaftliche Wandel verändern die Voraussetzungen für das öffentliche Erinnern. Wie wirkt sich das auf den Arbeitsalltag in Gedenkstätten, zeitgeschichtlichen Museen und Initiativen aus?

Vor diesem Hintergrund widmet sich die 2. Gemeinsame Gedenkstättentagung Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein dem Gedenken, Erinnern und Lernen in der Hansestadt Lübeck – und deren Leerstellen. In Gedenkstätten und Museen, auf Friedhöfen und an Jahrestagen, mit der jährlichen Veranstaltungsreihe »Zeit des Erinnerns – für die Zukunft« und Ausstellungen, mit Vorträgen und Denkmälern wird in der Stadt die Geschichte des 20. Jahrhunderts vergegenwärtigt. Insbesondere die Zeit des Nationalsozialismus steht dabei im Vordergrund, daneben geht es auch um die Jahrzehnte der deutschen Teilung, da Lübeck bis 1989 Grenzstadt zur DDR war.

Die Tagung führt in die Erinnerungs- und Gedenklandschaft Lübecks ein, diskutiert mit maßgeblichen Akteur*innen den aktuellen Stand der Weiterentwicklung der städtischen Erinnerungskultur und stellt wichtige lokale Brennpunkte der Auseinandersetzung mit dem »Zeitalter der Extreme« (Eric Hobsbawm) eingehend vor

Programm

Freitag, 18. November

15:00 Uhr

Begrüßung und Einführung // Dr. Harald Schmid, Bürgerstiftung Schleswig-Holsteinische Gedenkstätten, Landesarbeitsgemeinschaft Gedenkstätten und Erinnerungsorte in Schleswig-Holstein e.V.

Grußworte // Bettina Martin, Ministerin für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern // Guido Wendt, Staatssekretär im Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Schleswig-Holstein // Dr. Bettina Greiner, Willy-Brandt-Haus Lübeck, Forum Erinnerungskultur Lübeck)

15:45 Uhr

Vortrag und Diskussion // Die Lübecker Erinnerungslandschaft zur Auseinandersetzung mit staatlicher Gewaltgeschichte im 20. Jahrhundert // Dr. Claudia Fröhlich, Schöneiche bei Berlin

16:30-18:30 Uhr

Arbeit in vier Kleingruppen // Fragen und Herausforderungen zur Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Gewalterfahrungen

20:15 Uhr

Abendveranstaltung // Wie weiter mit der Erinnerungskultur in Lübeck?

  • Begrüßung // Jan Lindenau, Bürgermeister der Hansestadt Lübeck
  • Einführung zur Diskussion um die Lübecker Erinnerungslandschaft // Dr. Bettina Greiner
  • Stellungnahme der Stadt zur Weiterentwicklung der lokalen Erinnerungskultur // Jan Lindenau

Podiumsdiskussion // Dr. Bettina Greiner, Jan Lindenau, Katja Markmann, Katharineum zu Lübeck und Christian Rathmer, Gedenkstätte Lutherkirche

Samstag, 19. November

8:30 Uhr

Exkursion in die Innenstadt: 4 Lübecker Erinnerungsorte

  • Gedenkstätte Lübecker Märtyrer
  • Carlebach-Synagoge Lübeck mit Ort der Erinnerung
  • Willy-Brandt-Haus Lübeck
  • Gedenkstätte Lutherkirche

16:15 Uhr

Vortrag und Diskussion // Trauer ohne Tränen. Zum Umgang mit der NS-Vergangenheit in der gegenwärtigen Bundesrepublik // Dr. Per Leo, Berlin

17:30 Uhr

World Café // Künftiger Umgang mit den beiden Vergangenheiten

  • Netzwerk Cap-Arcona-Gedenken // Alexander Rehwaldt, Stadt Grevesemühlen
  • Das Bundesprogramm »Jugend erinnert« in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern // Charlotte Haugg, KZ-Gedenk- und BegegnungsstätteLadelund und Luisa Taschner, Grenzhus Schlagsdorf
  • Orte mit mehrfachen Erinnerungsbezügen: Dokumentationszentrum des Landes für die Opfer derDiktaturen in Deutschland, Schwerin; zukünftiges Bildungs- und Dokumentationszentrum Prora // CorinnaWagner-Stempkowski, Landeszentrale für politische Bildung M-V.) und Ehemaliges Marineuntersuchungsgefängnis Kiel // Dr. Jens Rönnau, Verein Mahnmal Kilian e.V.
  • Täterorte: EBB Alt Rehse // Fabian Schwanzar GeSCHICHTENberg Itzehoe // Jens Binckebanck, Fachberater für Kulturelle Bildung im Kreis Steinburg

20:15 UHR

Digitale Informations- und Erinnerungsangebote – zwei Beispiele aus Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern // Ute-Friederike Jürß und Christoph Wunnicke

Sonntag, 20. November

8:40-11:00 Uhr

Exkursion zur Grenzdokumentations-Stätte Lübeck-Schlutup

11:30 Uhr

Vortrag // Die Erinnerung an die Opfer des DDR-Grenzregimes vor dem Hintergrund neuer Grenzziehungen und Fluchtbewegungen – Fragen an das Erinnern // Dr. Sarah Bornhorst, Dr. Gülşah Stapel, Stiftung Berliner Mauer

12:30 Uhr

Abschlussdiskussion und Bilanz mit ersten Überlegungen für die nächste Tagung 2024

Das gesamte Programm sowie Hinweise zur Teilnahme findet ihr hier.