„Anschar leuchtet“ – Ein sinnliches Lichterfest im Quartier Anscharpark

Beim dreitägigen Event "Anschar leuchtet" ging es vor allem um eines: Menschen an der frischen Luft zusammenbringen, Gemeinschaft ermöglichen und in der Nachbarschaft sichtbar werden.

Links im Bild steht eine beleuchtete Litfaßsäule, auf der einige bunte Plakate mit Text kleben. Eine Frau beschreibt eines der bunten Plakate mit einem Stift. Rechts daneben stehen drei ältere und eine jüngere Person, die ihr dabei zuschauen. Im Hintergrund sind beleuchtete Wohnhäuser zu sehen.

Was im Sommer selbstverständlich ist, stellt im dunklen, kalten Winter eine Herausforderung dar. Um die Menschen trotzdem vor die Tür zu locken, wurde im Rahmen des Projektes Inklusives Quartier und mit Methoden des Cultural Plannings das Lichterfest "Anschar leuchtet" organisiert. Kunst und Kultur im öffentlichen Raum werden hier gezielt in die Quartiersentwicklung mit eingebunden, um Nachbarschaften zu aktivieren, sowie Teilhabe und Begegnung zu fördern.

Ein Gruppe von Menschen stehen vor einer Eingangstür eines Backsteinhauses mit dem Rücken zu uns. An der Fassade sind pink leuchtende Rechtecke zu sehen, auf denen etwas gemalt ist. In der Mitte steht ein Tisch auf dem zwei Menschen Bilder malen.
Schwarzlichtmalen bei "Anschar leuchtet".

Je mehr Beteiligung, desto schöner das Erlebnis

Die Bewohner*innen des Quartiers Anscharpark wurden dazu aufgerufen, über das Wochenende vom 17. bis 19. Dezember in ihren Fenstern und an ihren Häusern Licht zu platzieren, um den gesamten Park erstrahlen zu lassen. Um eine inklusive Sinneserfahrung zu schaffen, konnten neben Lichtern auch Klänge und Gerüche eingebracht werden, damit die Atmosphäre im Anscharpark nicht nur für Sehende erlebbar wird. Passenderweise begann das Lichterfest mit einer zufällig durch das Quartier ziehenden Drehorgelspielerin sowie dem angekündigten Schwarzlicht-Malen für die Nachbarschaft. Kinder und Erwachsene brachten hier mit leuchtenden Farben ihre Winterstimmung zum Ausdruck. Die Bilder wurden dann an die Gebäudefassade einer Ruine gepinnt, bestrahlt und konnten so das gesamte Wochenende über bestaunt werden. Die knalligen Farbakzente stimmten so manche Besucher*innen und Jogger*innen fröhlich und sorgten für viel Begeisterung bei den Kindern, die endlich auch abends im Dunkeln noch draußen etwas zu entdecken hatten. Mit bunten Knicklichtern steckten sie aufgeregt eine „Blumenwiese“ auf der Tiefgaragenzufahrt.

Ein Haus im Dunkeln. In den einzelnen Fenstern steht in in großen Lettern Stille halten. Davor stehen Autos.
Die Licht- und Soundinstallation vom büro für nichtlineares denken "STILLE HALTEN".

Künstlerische Licht- und Soundinstallationen entfalten große Wirkung

Die Schwarzlicht-Bilder wurden eingerahmt durch eine Licht- und Soundinstallation, welche von den ansässigen Künstlerinnen Ute Diez und Chili Seitz vom büro für nichtlineares denken konzipiert wurde. In großen Lettern erleuchteten dort von Zeit zu Zeit die Wörter „STILLE“ und „HALTEN", welche zusätzlich auch aus Lautsprechern ertönten – zwei Begriffe, über die es sich nachzudenken lohnt.

Das Hologramm eines schwarzweißen Männerkopfes spaltet sich in der Mitte. Hinter dem Gesicht taucht eine runde Form auf. Davor stehen Menschen im Dunkeln, die das Hologramm betrachten.
Die Installation vom Verein eastside lights Innovationskultur.

Auch im Rest des Quartiers gab es einiges zu entdecken. Carolin Boeck und David-Leon Schloßbauer vom Verein eastside lights Innovationskultur zeigten eine Lichtinstallation, in der sich verschiedene Hologramm-Gesichter wie Masken begegneten und schließlich ihren gemeinsamen Kern hervorbrachten. Diese Arbeit thematisiert mögliche Konflikte und Vorurteile in Gemeinschaften, um diese schließlich aufzulösen und Perspektivwechsel anzuregen.

Zwei Bilder. Auf dem linken Bild sitzt eine ältere Frau auf einer Schaukel, deren Seile mit Lichterketten umwickelt sind, und lacht in die Kamera. Auf dem linken Bild hängt eine Schaukel an einem Baum. Durch die Bewegung der Schaukel werden verschwommene Lichter erzeugt.
Links: Eine Besucherin testet die Schaukel von Imagine Swings; rechts: Die Schaukel in Aktion.

Musik und Schaukelromantik für die richtige Stimmung

Eine weitere neue Perspektive bot eine von Imagine Swings installierte und beleuchtete Schaukel im Park, von der aus Jung und Alt den Anscharpark und die umliegenden leuchtenden Gebäude auf sich wirken lassen konnten. Einige Hausgemeinschaften nahmen das Lichterfest zum Anlass, sich gemeinsam draußen auf einen Punsch und Gebäck zu treffen. Es dauerte nicht lang, da sangen sie sogar spontan ein paar Lieder im Chor. Wer aufmerksam durch den Anscharpark spazierte, konnte auch beleuchtete Kinderwagen, Rollstühle und Gehstützen entdecken sowie individuelle Balkonbeleuchtung. Auch der Kinderspielplatz wurde mit Licht und Kinderliedern bespielt. Die schon länger durch das Quartier wandernde Litfaßsäule hinter dem KiezKiosk bot außerdem die Möglichkeit, Lieblingslieder, Gute-Laune-Songs oder Weihnachtslieder aufzuschreiben, die dann am Folgetag über einen Lautsprecher abgespielt wurden. Direkt dahinter konnte der erste Abend dann beim Opening der Ausstellung "Kreuz und Queer – Chasing the Neon Lights" im Kiez Kiosk ausklingen. Bei Musik, Feuer und Punsch konnten sich die Besucher*innen aufwärmen und die vielen leuchtenden Eindrücke auf sich wirken lassen. 

Ein Wohnblock in der Dunkelheit. Alle Fenster sind hell erleuchtet und verbreiten gelbes Licht.
Das Quartier leuchtet.

Die Umsetzung des Lichterfestes wurde unter anderem unterstützt vom Anscharcampus, vom Atelierhaus, sowie von den Genossenschaften BGM, WOGE, Wankendorfer und GWU sowie deren Mitgliedern. Die Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein dankt allen Nachbar*innen, Engagierten und Besucher*innen für ihre Teilnahme und Belebung des Quartiers und hofft, damit einen sinnlichen Impuls in die Nachbarschaft gegeben zu haben. Auf einen erleuchteten Start ins neue Jahr!